Winterhilfe Spenden

Wenn das (fehlende) Geld das Leben bestimmt

Seit knapp 20 Jahren kämpft Gabriela Maier’s Familie aus dem Kanton Zürich mit Geldproblemen. Ferien, die Anschaffung neuer Kleider oder Zahnarztbesuche sind für sie ein Fremdwort. So wäre auch – ohne Winterhilfe – die Finanzierung einer Freizeitbeschäftigung für ihren Sohn nicht möglich gewesen. Dank dem Empowerment-Programm der Winterhilfe kann ihr Sohn Julian Kampfsport betreiben.

“Wir verhungern nicht, aber können uns Vieles nicht leisten“, erzählt die Armutsbetroffene Gabriela Maier gefasst. Seit der Geburt ihres heute 17-jährigen Sohnes Julian wird ihre Familie von Geldsorgen geplagt – was für andere also normal ist, sei für sie Luxus.

Leidenschaft entdeckt dank Winterhilfe

So auch die Selbstverständlichkeit, sich eine Freizeitbeschäftigung für sein Kind leisten zu können. Dank dem Empowerment-Programm der Winterhilfe konnte jedoch auch ihr Sohn Julian einem Hobby nachgehen. Gabriela Maier strahlt, wenn sie von Julian spricht. Obwohl er bis heute auf Einiges verzichten muss, war er immer dankbar für das, was er hatte. Gabriela Maier würde alles für ihren Sohn tun. Deshalb ist sie unheimlich froh, dass es die Winterhilfe dem mittlerweile 17-Jährigen bis heute ermöglicht, sich sportlich zu betätigen. „Trotz unseren finanziellen Sorgen kann er ein Hobby ausüben, das ihn mit Freude erfüllt.“ Bereits im Alter von zehn Jahren begann der Junge Fussball zu spielen, wechselte dann nach vier Jahren auf den Kampfsport. Schnell entpuppten sich Kampfsportarten wie Wing Tsun oder MMA (Mixed Martial Arts) als Julians grosse Leidenschaft. Innert kürzester Zeit entwickelte er sich vom Anfänger zum Überflieger: „Sein Trainer sieht in ihm Potential und möchte ihn bald an schweizweite Wettkämpfe schicken“, erzählt seine Mutter voller Stolz. Gabriela Maier ist überzeugt, dass der Sport ihrem Sohn viel gegeben hat. So sei der lernende Fachmann Gesundheit nicht nur diszipliniert, sondern auch ehrgeizig und zuverlässig.

Bei Familie um Geld betteln

Ohne die jahrelange Unterstützung der Winterhilfe hätte die Familie kaum für die Vereinsbeiträge aufkommen können: „Es wäre uns nur noch übriggeblieben, in der Familie um Geld zu betteln.“, erklärt die 52-Jährige. Schon für Weihnachtsgeschenke musste die gelernte Kauffrau jeweils ihre Verwandtschaft um einen finanziellen Zustupf bitten. Trotz ihrer finanziell prekären Situation, versuchte Gabriela Maier also stets, die Wünsche ihres Sohnes zu erfüllen. So auch, als Julian neue Fussballschuhe benötigte, diese aber das monatliche Budget gesprengt hätten. „Die Winterhilfe sprang in dieser Notsituation ein und besorgte meinem Sohn einwandfreie Schuhe“, erinnert sich Gabriela Maier.

Ferien auf dem Balkon

Dass die Eltern zum Wohl ihres Sohnes ihre eigenen Bedürfnissen oft zurückstellten, überrascht also nicht. „In erster Linie wollten wir, dass es Julian gut geht.“ So verzichten Gabriela Maier und ihr Mann seit Jahren auf – teilweise dringend notwendige – Zahnarztbesuche, die Anschaffung neuer Kleider oder Ferien. Obwohl die gelernte Kauffrau sich stets bemüht, nicht zu jammern, sei es manchmal trotzdem hart. „Andere Familien fahren im Sommer zwei Wochen mit dem Flieger in die Sonne, und mein Mann muss seine Ferien auf dem Balkon Zuhause verbringen – solche Momente stimmen mich nachdenklich.

„Zu viel Geld“ für Sozialhilfe

Vor knapp 20 Jahren ging es den Eheleuten finanziell gesehen besser. Auf Rosen gebettet waren sie jedoch nie. „Mein Mann und ich arbeiteten beide 100 Prozent, damals hatten wir sogar noch etwas angespart, aber das hielt nicht lange an.“ Nachdem Julian dann auf die Welt kam, war die heute 52-Jährige noch Teilzeit in der Administration und später im Logistikbereich tätig. Ihr Mann dagegen arbeitet seit unzähligen Jahren als Lagerist. Trotz harter Arbeit in beiden Bereichen, handle es sich jedoch um Branchen, in welchen man nicht das grosse Geld verdiene. So auch im Verkauf, in welcher Gabriela Maier nun neu seit drei Jahren tätig ist. Obwohl die Familie Monat für Monat mit dem Geld zu kämpfen hat, verdienen die Eltern jedoch nach wie vor „zu viel“, um Sozialhilfe zu beziehen. Gemäss den SKOS-Richtlinien befindet sich das Einkommen des Ehepaares knapp über dem Existenzminimum – damit handelt es sich um einen typischen Fall von „Working Poor“.

Armut: ein Tabu-Thema

Trotz Gabriela Maier’s Offenheit der Winterhilfe gegenüber stellt Armut für sie ein Tabu-Thema dar. „Ausser der engsten Verwandtschaft weiss niemand, dass wir extrem aufs Geld schauen müssen“, gesteht sie. Einige Jahre lang nutzte die Kinderbetreuerin auch das Angebot der Organisation Tischlein Deck Dich, welche Lebensmittel, die weggeworfen werden würden, an Armutsbetroffene abgibt. Irgendwann weigerte sich die gelernte Kauffrau jedoch, dort hinzugehen. „Ich habe mich geschämt“, erzählt sie.

Trotz harten Zeiten wie diesen und stetigen Herausforderungen wie das Bezahlen der Krankenkassenprämien, Versicherungen, der Stromrechnung oder der TV-Gebühren, ist Gabriela Maier ihre positive Haltung nicht abhandengekommen. Zudem weiss sie sich immer zu helfen: Tipps und Tricks wie die Geschirrspülmaschine im Niedertarif laufen zu lassen, auf Ausflügen immer mit Lunch-Paketen ausgerüstet zu sein oder den Einkauf im Aldi anstatt im Coop zu erledigen, gehören für sie zum Alltag. „Grundsätzlich müssen wir zufrieden sein mit dem, was wir haben.“

Ihrer pragmatischen Art entsprechend, bezeichnet Gabriela Maier Geld als „notwendiges Übel“. Zudem mache es nicht glücklich, sondern beruhige lediglich. „Trotzdem wäre es natürlich toll, wenn wir eines Tages im Lotto gewinnen würden“, schwärmt sie und fährt schmunzelnd fort: „das Los können wir uns aber gar nicht leisten.“