Winterhilfe Spenden

Aufgabe & Organisation

In der Schweiz gelten 8,5 % der Bevölkerung oder 722'000 Personen als von Armut betroffen (BFS 2020). Armut in der Schweiz ist oft unsichtbar und bedeutet, dass der minimale hiesige Lebensstandard nicht aus eigener Anstrengung erreicht werden kann. Seit 1936 hilft die Winterhilfe Armutsbetroffenen mit Leistungen, die entlasten und vor dem Abrutschen in die Sozialhilfe bewahren sollen. Die Winterhilfe gibt Betten, Kleider, Einkaufsgutscheine und Schultheks ab und zahlt dringende Rechnungen, z.B. für Arztkosten. Für die Teilnahme am sozialen Leben setzt sich die Winterhilfe ein, indem sie Familien gemeinsame Unternehmungen ermöglicht und die Finanzierung von Freizeitaktivitäten für Kinder übernimmt. Die Winterhilfe ist auf die Solidarität der Schweizer Bevölkerung angewiesen, denn sie finanziert ihre Arbeit zu 100 % mit Spenden.

So sind wir organisiert

Die Winterhilfe Glarus ist eine der 27 juristisch eigenständigen Winterhilfestellen. Vertreter*innen dieser kantonalen Organisationen bilden die Delegiertenversammlung, das oberste Organ der  Winterhilfe Schweiz. Die Winterhilfe Glarus ist als Verein organisiert und gewährleistet rasche und niederschwellige Hilfe.


So sind wir vernetzt

Die Winterhilfe ist gut vernetzt. Die Geschäftsstellen in den Kantonen und Regionen arbeiten eng mit verschiedenen Institutionen (z.B. Beratungsstellen, Sozialdienste) zusammen. Weiter kann die Winterhilfe Schweiz auf langjährige Partnerschaften zählen.

Von 2012 bis 2020 lief eine Partnerschaft der Winterhilfe mit der Roger Federer Foundation mit dem Ziel, Kindern aus von Armut betroffenen Familien, sportliche und musische Freizeitaktivitäten zu ermöglichen. Mit dieser Initiative wird der gesellschaftlichen Isolation der von Armut betroffenen Kinder entgegengewirkt. Wir danken der Roger Federer Foundation für dieses einmalige und nachhaltige Engagement.

Seit 2013 läuft die Partnerschaft der Winterhilfe mit Tischlein deck dich. Gemeinsam mit Tischlein deck dich kann die Winterhilfe ihre Lebensmittelhilfe erweitern. Das Engagement der Winterhilfe ermöglicht Tischlein deck dich in erster Linie, sein Angebot auszubauen und noch mehr einwandfreie Lebensmittel vor der Vernichtung zu retten.

Die Reka-Ferienhilfe ermöglicht Alleinerziehenden und Familien, welche sich aus finanziellen Gründen keine Ferien leisten können, günstige Ferien in der Schweiz. Die kantonalen Winterhilfe-Organisationen übernehmen die Gesuchabklärung und entlasten somit Gesuchsteller wie auch die Reka-Ferienhilfe. 

Seit dem 1. Juli 2022 ist die Winterhilfe Schweiz Partnerin des Deutschen Hilfsvereins Zürich. Der Verein unterstützt in Not geratene deutsche Staatsbürger/innen, die in folgenden Kantonen leben: AG, AI, AR, BE, GL, GR, LU, NW, OW, SH, SZ, SO, SG, TG, UR, ZH, ZG. 

Die Winterhilfe Schweiz samt allen kantonalen Organisationen ist Trägerin des ZEWO-Gütesiegels. Die Stiftung ZEWO ist die Schweizerische Zertifizierungsstelle für gemeinnützige, Spenden sammelnde Organisationen und setzt sich für Transparenz und Lauterkeit im Spendenwesen ein. 


Unsere Geschichte

Gegründet im Zuge der Weltwirtschaftskrise

Die Winterhilfe Schweiz entstand im Kontext der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre. Die Folgen dieser Weltwirtschaftskrise erreichten in der Schweiz ihren Höhepunkt im Winter 1935/36. Über 100'000 Menschen waren arbeitslos. Diese für die Bevölkerung wirtschaftlich dramatische Lage veranlasste den Bund, die damals bereits bestehende Arbeitslosenkasse auszubauen. Allerdings waren die Leistungen der Kasse nicht gesamtschweizerisch geregelt, sondern wurden regional, teilweise sogar auf Gemeindeebene mit grossen Unterschieden gehandhabt.

Winterhilfe = Hilfe im Winter

Besonders in den Wintermonaten machte sich die finanzielle Notlage bemerkbar, wenn zusätzliche Aufwendungen für Heizmaterial, feste Schuhe, Winterbekleidung oder teureres Gemüse und Obst anfielen. Dabei ging es für die betroffenen Menschen tatsächlich ums Überleben: die Gefahr, sie könnten erfrieren oder verhungern war gross, ebenso konnten die Menschen durch mangelhafte Ernährung bleibende Schäden erhalten. Bei Bund, Kantonen und Fürsorgestellen war man sich einig, dass eine «umfassende Aktion zur Unterstützung der Opfer der Wirtschaftskrise» dringend notwendig sei.

Rekordergebnis für die Winterhilfe

Namhafte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Industrie und Politik gründeten die «Schweizerische Winterhilfe für Arbeitslose». Grundsätzlich war das Ziel dieser Winterhilfe ein Organisationskomitee zu gründen, das die Durchführung einer Sammelaktion unter dem erwähnten Namen „Schweizerischen Winterhilfe für Arbeitslose“ organisieren sollte. Die Dauer der Aktion war zunächst auf sieben Tage festgesetzt, wobei Plaketten verkauft, und Naturalien und Geld gesammelt werden sollten. Der Bundesrat erhielt über die Durchführung der Aktion und deren Abrechnung einen Bericht und die Richtlinien zur Verteilung des Sammlungsergebnisses wurden zur Genehmigung ebenfalls dem Bundesrat unterbreitet. Die Sammlung ergab ein für die damaligen Verhältnisse grossartiges Ergebnis von rund 1.1 Millionen Franken. Damit konnte vielen notleidenden Familien und älteren Alleinstehenden über den Winter geholfen werden. Nach dieser Aktion wollte sich das Organisationskomitee wieder auflösen.

Aus Sammelaktion wird Winterhilfe

Am 23. Oktober 1936 wurde bei der Sitzung des Organisationskomitees vom Präsidenten, Nationalrat Fritz Wüthrich, vorgeschlagen, das Organisationskomitee durch „die juristische Form eines Vereins zu ersetzen“, wobei auch Statuen erarbeitet werden sollten. Dieser parteipolitisch und konfessionell neutrale Verein wurde bei dieser Sitzung schliesslich in Zürich gegründet. Er bezweckte weitere Durchführungen einer gesamtschweizerischen Sammlung von Geld und Naturalien.

Von der Winter-Hilfe zur Ganzjahres-Hilfe

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Sammlung zusammen mit der Schweizerischen Kriegsfürsorge unter der Bezeichnung «Kriegs-Winterhilfe» durchgeführt. Diese Sammlung, die erstmals in allen Kantonen stattfand, brachte 1941 das Rekordergebnis von 3.1 Mio Franken ein. Zusätzlich zur Überbrückungshilfe bei krisenbedingten Engpässen kam nun die Linderung von kriegsbedingter Not hinzu. Im Auftrag der Behörden führte die Schweizerische Winterhilfe Massnahmen der Kriegsfürsorge aus (Teuerungsbeihilfen, Verbilligungsaktionen). Das Hilfswerk konnte sich nun nicht nur mehr auf die „Winter“-Monate konzentrieren, sondern sie wurde ganzjährig aktiv.

Jahresgehalt: 1500 Franken

Das Jahresgehalt vieler Familien betrug in den Jahren 1936 bis 1945 zwischen 1500 bis 2000 Franken. Mit bemerkenswerter Bescheidenheit und Sparsamkeit lebten viele von diesen teils in kärglichsten Verhältnissen, wenn ihnen nur der Gang zur Armenunterstützung (heutiges Sozialamt) erspart blieb; dieser Schritt in die Armengenössigkeit war in den Augen vieler das Schwerste und Erniedrigendste. Fiel nun der Verdienst aus und waren keine Rücklagen vorhanden, bot die Winterhilfe Unterstützung: Heizmaterial (Kohlen, Holz und Öl) waren ein grosser Posten, ebenso Winterkleider und Stiefel.

Ovomaltine und Sardinen für stillende Mütter

Speziell gedruckte Gutscheine berechtigten die Leistungsempfängerinnen und -empfänger zum Bezug von Brot, Milch, Kartoffeln, Obst, Salz, Zucker, Speiseöl, Brennmaterial und Textilien. Zudem erhielten werdende und stillende Mütter gratis Ovomaltine und Sardinen, um den Mineralien- und Fettmangel auszugleichen. Ausserdem wurden ihnen Leintücher und Windeln vermittelt. Im Jura erhielten Milch- und Suppenküchen wesentliche Beiträge.

Erste finanzielle Hilfeleistungen der Winterhilfe

Während des Krieges organisierte das Eidgenössische Kriegsfürsorgeamt sogenannte Volkstuchaktionen: An die arme Bevölkerung wurden über die Winterhilfe verschiedene Stoffe für Männer- und Knabenhosen, Hemden, Betttücher, Überkleider und Wolldecken gratis oder zu einem sehr geringen Preis verteilt. In erster Linie half die Winterhilfe immer mit Naturalien, wo nötig, wurden auch finanzielle Beiträge gewährt, so etwa für Wohnungsmieten, Brillen oder Umschulungskurse.

Die Winterhilfe und ihre Bedeutung bis zur Gegenwart

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts blieb die Haupttätigkeit der Schweizerischen Winterhilfe immer die gezielte Nothilfe in Form von Geld- oder Sachleistungen (zum Beispiel Lebensmittel, Kleider, Heizmaterial, Betten, Nähmaschinen). Berücksichtigt wurden Notlagen primär von Familien, aber auch von Einzelpersonen infolge Krankheit, Arbeitslosigkeit, ungenügendem Verdienst, usw.. Neben der Notüberbrückung förderten einzelne Geschäftsstellen der Winterhilfe in den Kantonen  stellenweise auch Bildungs-, Beratungs- und Erwerbsangebote.

Schweizerische Winterhilfe wird Winterhilfe Schweiz

Bis heute ist die Winterhilfe regional breit verankert und stark dezentral organisiert. Die Kantonal- und Lokalkomitees besorgten während der Jahrzehnte des Bestehens unter Einsatz von Freiwilligenarbeit einen Grossteil der Mittelbeschaffung und Mittelverwendung. Seit der Statutenrevision Mitte der 1990er Jahre sind sie auch rechtlich eigenständig. Schliesslich wurde im Rahmen umfassender Reorganisationsmassnahmen Mitte der 1990er Jahre der bisherige Name „Schweizerische Winterhilfe“ zu „Winterhilfe Schweiz“ geändert.

Armut bleibt ein Thema

Die Aufgaben der Winterhilfe haben sich verändert. Es geht heute selten ums nackte Überleben; obligatorische Versicherungen tragen viele Risiken. Es existiert aber nach wie vor eine grosse Bevölkerungsgruppe, die unterhalb oder knapp an der Armuts- und Existenzgrenze leben muss. Gemäss Bundesamt für Statistik (2017) sind  675'000 Menschen in der Schweiz von – oft unsichtbarer – Armut betroffen. Die Winterhilfe gibt auch heute noch Naturalien ab und übernimmt dringende Rechnungen. Sie ist ein gesundes zu 100 Prozent mit Spendengeldern finanziertes Inlandshilfswerk und ist noch immer für jene da, die es am nötigsten brauchen.

Sozialarchiv

Der fotografische Bestand der Winterhilfe dokumentiert dei Unterstützungsaktionen in der Kleide- und Nahrungsmittelhilfe der Winterhilfe seit ihrer Gründung bis ins Jahr 2010. www.sozialarchiv.ch